Mein ständiger begleiter

 

Das wichtigste in dieser Zeit war die Waage. Anfangs war sie mein Freund, weil ich mich danach gut fühlte. Mir wurde da immer bewusst, das ich gut bin und alles schaffe was ich erreichen will. Später jedoch wurde sie zu meiner Feinden, weil ich jeden Tag aufs neue Kämpfen musste um noch weniger zu wiegen. Meine Laune hing einzig und allein nur von ihr ab. Egal was sie auch anzeigen würde, es bedeutete immer wieder aufs neue zu kämpfen um noch weniger zu wiegen als ich eh schon wiege. Dass ich aber auch eine neue „Freundin", die Magersucht, hinzubekommen hatte, war mir zu dem Zeitpunkt noch immer nicht bewusst.Wenn ich zu Besuch bei Freundinen war, war der erste Gang ins Bad um zu schauen ob eine Waage auf zu finden war. Ohne die Waage, war ein Leben mit mir nicht auszuhalten. Ich war gereizt und unausstehbar.

Man kann es fast mit einem Alkoholiker vergleichen, der alles dafür tun würde, eine Flasche Wein zu bekommen.

Mittlerweile wog ich 48kg und war wohlgemerkt noch immer der Ansicht, ich sei zu dick! Mein Gewicht blieb über Wochen lang stehen. Nun blieb es nicht nur dabei, dass ich nichts mehr aß (ab dem Zeitpunkt machte ich eine Nulldiät), ich trank auch nichts mehr.

Auch Wasser hat ein Eigengewicht, das sich schlussendlich auch auf der Waage bemerkbar macht. Mir war bewusst, dass Wasser keine Kalorien hatte und ich es wieder ausschied, dennoch weigerte ich mich etwas zu trinken.

Wenn ich Sport betrieb, putzte ich anschließend meine Zähne und gurgelte lediglich etwas Wasser, damit mein Mund nicht so trocken war. Das einzige was ich in dieser Zeit zu mir nahm war Kaugummi, und das massenweise!! (Ohne Zucker) Es hatte keine kalorien und verhinderte das Austrocknen im Mund.

Ich wurde von Tag zu Tag schwächer. Ein Mensch hält es zwar lange ohne Nahrung aus, jedoch nicht ohne Wasser. Mein Gesundheitsbild verschlechterte sich zusehends. Zu den oben genannten Problemen kamen noch totale Schwäche und ausgetrocknete Augen hinzu, die sich ständig entzündeten. Wenn dies der Fall war, ging ich kaum aus dem Haus.